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Alt 24.05.2012, 06:17   #8
PeterBischet
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Zitat von -=LuX=- Beitrag anzeigen
Sie haben nicht Recht, weil so etwas sehr individuell ist und niemandem ein Urteil darüber zusteht. Sie können lediglich für sich selbst entscheiden, dass sie so etwas nicht machen würden.

Manchmal fragt man mich: Was macht es für einen Sinn, mehr als ein Auto zu fahren? Und dann auch noch alle mehr als 13 Jahre alt? Ein Auto zu kaufen, das 19 Jahre alt ist und das man höchstens für einen Bruchteil der Ausgaben jemals wieder verkaufen könnte? Dafür hätte man sich doch besser einen schicken Neuwagen kaufen können! Oder 'ne Bahncard auf Lebenszeit. Oder 10 Jahre lang mit dem Taxi zum Einkaufen fahren und für das Trinkgeld hätte der Taxifahrer sogar noch die Tüten ins Haus getragen. Sie wissen alle, was besser für mich gewesen wäre, nur ich nicht, wie blöd. Meine Antwort: Was macht es für einen Sinn zu Rauchen? Teuren Rotwein zu trinken?

Wir hatten in der Firma mal einen Postboten, der kam jeden Tag mit dem Taxi zur Arbeit. Wie blöd ist der denn!? Hat der zuviel Geld? Führerschein versoffen?

Wir haben letztes Jahr das Haus rot streichen lassen. "Also, ich hätte es wieder weiß gestrichen". Kommt ein Asi vorbei und sagt (erst als er schon so weit weg war, dass er glaubte, sich keine Antwort mehr einzufangen): "Das sieht ja sch..ße aus!" "Ja passt schon, Du siehst auch sch..ße aus."

Ich hatte mal einen Onkel (Gott hab ihn selig), der hat früher Tauben gezüchtet. Jeden Tag nach der Arbeit zog er sich um und verschwand erstmal im Taubenschlag, um eine Stunde lang mit einem winzigen Spachtel die Sch..ße vom Boden zu kratzen. Man hat das gestunken. Dazu kosteten ihn die Tierchen 800 DM für Taubenfutter im Monat. Auto war nicht drin, der fuhr 'ne Kreidler Florett.

Schwachsinn, oder? Kopfschütteln? Wie blöd ist der denn...!?
800 Mark, dafür hätte er doch besser für in'n Puff gehen können... Oder sich ein Auto leisten.

Aber offenbar haben ihn ja die paar Sonntagnachmittage im Jahr, an denen Preisflüge stattfanden und an denen er den einen oder anderen Pokal gewonnen hat, dafür entschädigt und die oben geschilderten Umstände waren es ihm Wert.

Warum gibt es Leute, die ohne Geld dafür zu bekommen, Marathon laufen? Quatsch, oder? Bringt doch nix. Verbraucht man sogar unnütz mehr Energie und muss mehr Geld für Lebensmittel ausgeben. Irrational, oder?

Wer außer ich selbst soll darüber urteilen, wieviel Aufwand oder Geld mir ein bisschen Freude Wert ist?

Würde ausschließlich die Vernunft die Welt regieren, wäre sie ziemlich langweilig.

Meine Eltern hatten früher solche Nachbarn:
Sie geht fremd, er säuft.
Geht sie fremd, weil er säuft? Säuft er, weil sie fremd geht? Wahrscheinlich wussten sie's selbst nicht. Wer maßt sich an, darüber zu urteilen?

Gruß
Jürgen
Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deine Ausführungen; ich habe lange nicht mehr so herzhaft gelacht. Hast Du eventuell ein Problem damit, dass andere Leute mit Deinem umfangreichen, kaum genutzten und kostenintensiven Fuhrpark nichts anfangen können ??

Ich träume manchmal davon, wie entspannt unser Leben sein könnte ( auf allen Ebenen), wenn wir unser Handeln und Tun weniger an den Reaktionen unserer Mitmenschen orientieren würden.

Wir müssen mit unseren Entscheidungen leben können und zufrieden sein und nicht unsere Umwelt. Das hast Du mit Deinen Beispielen eindrucksvoll verdeutlicht.

Dazu fällt mir ein ca. 30 Jahre alter Song ein:


Morgen sind wir tolerant ( Robert Long, ca. 1980) Songtext:

Niemand ist perfekt, und es sind alle Menschen gleich
das sagt man so dahin, doch danach handeln ist nicht leicht.
Da schielt man hin zur Nachbarin mit ihrem neuen Hut
und sagt: "Mein Gott, daß so 'ne alte Ziege so was auf die Rübe tut.
Da mustert man genau und lang die kleine Kellnerin und denkt:
"Die Sorte kenn ich, die treibt es oft und schlimm."

Ich schliess' mich da nicht aus
ich habe leider auch ein arges Lästermaul
Doch ich verspreche Euch
daß ich mich jetzt bessern will
und vor der eig'nen Türe kehre.

Immer wieder, Freunde, werd' ich gefragt:
"Warum bist Du bloß so kritisch?
Man muß doch leben und leben lassen".
Und dann geh' ich in mich und sag' zu mir:
"Robert", sag' ich "du mußt toleranter werden".
Aber das fällt mir verdammt schwer, Freunde,
und ich weiß: vielen von Euch geht es gerad' so wie mir.

Und darum: Bevor sie zu Ende geht, diese wunderbare Langspielplatte,
die Ihr hoffentlich nicht nur bei Freunden hört, sondern auch selbst kauft
Am Ende dieses Albums will ich Euch um etwas bitten:
Laßt uns einander etwas versprechen:
Wenn unser Fernsehabend endet und wir schlafen gehen
dann sagen wir zu uns selber, ehe wir das Licht ausdrehen:

Kehrreim
Morgen sind wir tolerant, tolerant, tolerant
und finden selbst die größten Idioten interessant
wir reichen jedem Arsch die Hand, und was uns stört in diesem Land
das wird ab morgen nicht mehr eine Schweinerei genannt.
Ab morgen sind wir positiv, und nicht mehr so auf dem qui-vive
wir rücken nichts mehr gerade, nein, wir lassen alles schief, na klar!
Fortan glauben wir an Lügen, weil sie in der Zeitung steh'n
greifen nichts mehr mit Kritik an - was geht uns die Politik an?
Haben wir uns nicht schon oft genug die Finger dran verbrannt?
Das wird anders: morgen sind wir tolerant.

Vielleicht, Freunde, ist das böse Kritisieren ein Laster
wie Zigarettenrauchen und Schokoladenaschen.
Es ist schwer, damit aufzuhören.
Ich kann halt manchmal den Mund nicht halten.
Aber es ist ja bekannt
daß eine Entwöhnungskur leichter durchzuhalten ist
wenn andere dabei mitmachen.
Und deshalb meine herzliche Bitte: Entsagt wie ich dem Laster!
Hebt die Arme, ballt die Fäuste, holt tief Luft und singt alle mit:

Kehrreim
|: Tolerant, tolerant, tolerant, tolerant, tolerant

Gruß, Peter
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