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Alt 11.12.2005, 20:30   #2
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Re: Fächerkrümmer

Bevor das Auslaßventil aufmacht, sind da noch ca. 10 bar Restdruck im Zylinder. Das ist der Druck von einem LKW-Reifen. Und wenn der platzt, zerreißt die Druckwelle Fensterscheiben.
Solche heftigen Druckwellem laufen wirklich durch das Auspuffsystem. Uns zwar mit lokaler Schallgeschwindigkeit, die wegen der Temperatur und des Druckniveaus im Abgas locker doppelt so fix ist wie in der Atmosphäre. Das ubliche Auspuff-Layout für einen V6 ist 6-2-1. An jeder dieser Zusammenführungen, wo mehrere vorgeschaltete Abgasrohre in ein gemeinsam weiterführendes zusammengefaßt sind, gibt es einen Durchmesser-Sprung, an dem die Überdruckwelle (partial) reflektiert und ein guter Teil ihrer Wellenenergie als Unterdruckwelle Richtung Zylinder reflektiert wird und dort die Abgaströmung abwärts unterstützt.
Drum sind diese Längen im Auspuffsystem so wichtig, den sie bestimmen die Laufzeiten dieser Wellen und damit die Drehzahlen, d.h. Frequenzen, an denen der Auspuff wirkt.

Ein wirklich guter Auspuff hat nicht nur diese Zusammenführungen an der richtigen Stelle, d.h. mit dem richtigen Abstand vom Auslaßventil, sondern er wird auch in seinem Verlauf kontinuierlich dicker. Das muß er werden, um den Druckverlust im Abgas zu kompensieren, den die gewünschte Wellenreflexion bewirkt.
Für eine 3-1 Zusammenführung bedeutet das, daß das weiterführende Rohr wenigstens die 1,5fache Fläche der vorgeschalteten Rohre haben sollte. Von so netten Tricks wie konischen Rohren oder Interferenzrohren ganz zu schweigen.

Wenn ich mir diese Ami-Krümmer so anschaue, sind sie sicher besser als das Original (schaut der Serien 6er-Krümmer wirklich sooo billig aus? der 2.5L hat wenigstens einen deutlichen Ansatz von primären Auslaßrohren), aber von meiner Vorstellung vom Ideal sind sie noch weit entfernt.

Ein perfekter Auspuff benimmt sich so, daß jeder Zylinder glaubt, er bläst in ein langes, stetig aufmachendes Megafon im Formel1-Stil (oder auch der seligen MX Agusta).

In einem solchen Krümmer-Gebilde arbeitet sich die Druckwellen-Energie soweit in Leistungsproduktion ab, daß der nachgeordnete Kat oder Schalldämpfer nicht mehr groß stört, sofern der Strömungswiderstand nicht wirklich inferior ist.



Auf der Suche nach der maximalen Beschleunigung

Christian
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