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nordfly 05.04.2010 14:54

Beschleunigung mit Tempomat sparsam?
 
Eine Frage beschäftigt mich schon länger:

Wenn man den X6 mit Tempomat fährt und dann während der Fahrt beschleunigt durch den Tempomat (Taste am Lenkrad)

Wie arbeitet der Tempomat in solchem Fall?
- wird gerade soviel Sprit eingespritzt, wie zur Beschleunigung nötig?
- volle Gasbetätigung also sprich Vollgas?


Sollte erstes der Fall sein, ist die Beschleunigung mit Tempomat ja sogar sparsamer als manuell per Gaspedal^^

wirthensohn 05.04.2010 15:12

Der Tempomat beschleunigt bei jedem Auto mit eher mittlerer Beschleunigung, bei potenten Autos deutlich gemächlicher. Was auch logisch ist, denn Vollgas wäre bei Autos mit Automatikgetriebe und besonders bei leistungsstarken Autos eher unvorteilhaft...

Du unterliegst allerdings zwei Denkfehlern:

- erstens beschleunigt der Tempomat nicht mit einer bestimmten Gaspedalstellung, sondern erhöht die konstant einzuhaltende Geschwindigkeit um einen bestimmten Wert pro Zeiteinheit. Das könnten z.B. 2 km/h pro Sekunde oder pro Tastendruck sein. Machst Du das auf gerader Strecke, wird der Tempomat also zu einer deutlich geringeren Gaspedalbetätigung führen als an einer steilen Steigung.

Ich kann es nur anhand des Mercedes-Tempomaten mit konkreten Zahlen untermauern. Dieser erhöht die eingestellte Geschwindigkeit um 2 km/h pro Sekunde bzw. pro Tastendruck - egal, ob es sich um einen 1,8 Liter Vierzylinder oder einen 6,2 Liter Dampfhammer-Achtzylinder unter der Haube handelt. Die Beschleunigung ist motorunabhängig und unabhängig von Steigung oder Gefälle immer gleich. Je nach Motor und Steigung wird mehr oder weniger Gas dafür benötigt. Beim Xedos ist das nicht anders.

- zweitens ist es nicht richtig, dass sanftes oder langsames Beschleunigen sparsamer wäre. Bei einem klassischen Benziner ist es effizienter, mit möglichst geringer Drehzahl und möglichst weit geöffneter Drosselklappe (= weit durchgetretenem Gaspedal) möglichst schnell auf die gewünschte Geschwindigkeit zu beschleunigen, um diese Geschwindigkeit dann möglichst lange konstant zu halten.

Es ist ein genereller Irrtum zu glauben, die Beschleunigung per Tempomat sei sparsam. Sparsam ist es, im höchstmöglichen Gang manuell per Gasfuß und mit viel Gas zügig auf die gewünschte Geschwindigkeit zu beschleunigen und dann den Tempomat zu verwenden, um diese Geschwindigkeit konstant zu halten.

Gruß,
Christian

hörnchenmeister 05.04.2010 16:50

Der Spritverbrauch ist doch bei stark geöffneter Drosselklappe höher, mehr Luft mehr Kraftstoff.
Sparsam ist eigentlich mehr das Schubfahren, also z.B. langsam mit wenig gas auf 60 und dann rollen lassen bis 50 usw.

Hat man mir jedenfalls in der Berufsschule
während meiner KFZ Mechaniker-Ausbildung so erklärt.

Zachi 05.04.2010 16:54

Ums Beschleunigen kommt man ja leider nicht herum ;) Und wenn man es schon tun muss, sollte man den Motor bei bestmöglichem Wirkungsgrad betreiben, und der ist weder bei Vollgas noch kurz überm Leerlauf...

Xedos9 05.04.2010 17:08

Hallo,

was dem Motorwirkungsgrad habt ihr ja Recht. Drosselklappe ganz offen = weniger Strömungswiderstände, bessere Füllung, etc... (daher verzichtet bspw. BMW auf Drosselklappen durch den Einsatz variabler Ventilhubsteuerung)

ABER: Die Fahrzeugmasse muss beschleunigt werden. Je höher die Beschleunigung (m/s²) ist, umso mehr Leistung muss angewandt werden. Ob der bessere Motorwirkungsgrad den Leistungsmehrbedarf (auch über die Verkürzung des Beschleunigungsweges) kompensiert, darf bezweifelt werden.

Viele Grüße
Xedos9


Wenn wer rechnen möchte:

P= F*v= (m*v/t - 0,645*cw*A*v² - 0,02*m*g)*v

Der erste Teil betriffft die Leistung für die Fahrzeugbeschleunigung, der zweite Teil ist der Leistungsbedarf für den Luftwiderstand und der 3. der Leistungsbedarf für den Rollwiderstand

Wobei:
m = die Masse des Fahrzeuges in kg (bspw. 1500kg)
v = Geschwindigkeit in m/s (km/h geteilt durch 3,6)
t = Zeit in sek. um die Geschwindkeit zu erreichen
cw = cw-Wert (Xedos 9 cw=0,3)
A = Stirnfläche des KFZ (Xedos 9 2m²?)
g = Erdbeschleunigung (9,81m/s²)

Nicht berücksichtigt sind Motor- Antriebs- und Getriebewirkungsgrade....

wirthensohn 05.04.2010 17:54

Da sind wir mal wieder bei den Widersprüchen zwischen Theorie und Praxis.

Die Praxis - in Übereinstimmung mit dem, was man bei Spritspartrainings lernt und was echt Spritsparkünstler immer wieder in der Presse kund tun - sagt aber, dass man unterm Strich am Effizientesten und Spritsparendsten unterwegs ist, wenn man immer mit dreiviertel Vollgas beschleunigt und sehr früh hochschaltet.

Das mit dem dreiviertel Vollgas statt richtig Vollgas kommt allerdings dadurch zustande, dass bei vielen Motorsteuerungen - um es mal etwas übertrieben auszudrücken - bei Vollgas einfach alles an Sprit in die Brennräume gejagt wird, was die Pumpe hergibt. Bei vielen älteren Einspritzern wird dabei sogar der Regelkreis (Lambdaregelung) außer Kraft gesetzt und das Gemisch richtig angefettet.

Man kann mit noch so viel physikalischer Theorie aufwarten - wer es mal ein paar Jahre in allen Variationen durchprobiert hat, merkt irgendwann, dass tatsächlich ein beherzt durchgetretenes Gaspedal, zügige Beschleunigung und dann möglichst lange konstante Geschwindigkeit effizienter ist.

Übrigens: beim Diesel sieht das ein wenig anders aus, ebenso bei den modernen Benzinern, die nicht mehr über eine Drosselklappe verfügen (z.B. BMW Valvetronic- oder Fiat MultiAir-Motoren). Und bei Autos mit Automatikgetriebe gehen solche Fahrweisen nach hinten los - dann freuen sich Tankwart und Reifenhändler gleichermaßen... ;)

Gruß,
Christian


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